Wolfgang Heinrich
19. September 2024
Der Bund muss den Bodenseekreis an das Wasserstoff-Kernnetz anschließen
Die bisherigen Planungen für den Ausbau des Wasserstoffkernnetzes fokussieren sich stark auf den Norden Deutschlands. Wirtschaftszentren wie der Großraum Stuttgart und die Region Rhein-Neckar sind zwar einbezogen, jedoch bleiben viele andere wichtige Industriegebiete wie der Bodenseekreis außen vor. Baden- Württemberg trägt mit 20 Prozent zur industriellen Wertschöpfung Deutschlands bei, soll jedoch nur 5 Prozent der Leitungskilometer des geplanten Wasserstoff-Kernnetzes erhalten. Im Vergleich dazu wird in Niedersachsen mehr als viermal so viel gebaut. Diese Ungleichheit gefährdet nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit des Südwestens und damit Deutschlands insgesamt, sondern führt auch dazu, dass Deutschland nicht bis 2045 ein klimaneutrales Industrieland sein wird.
Der Bodenseekreis ist besonders benachteiligt
Nach dem von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vorgelegten Wasserstoffkernnetz wird der Bodenseekreis keinen Anschluss an das Wasserstoff-Kernnetz erhalten. „Ohne Energiesicherheit ist alles nichts. Es ist eines der großen Rätsel, wieso die Ampelregierung keinen Anschluss für den industriestarken Bodenseekreis, eine der wirtschaftlich starken und innovativen Regionen des Landes, an die sogenannten Autobahnen für den Wasserstoff vorsieht. Dies gefährdet die zukünftige Energieversorgung, industrielle Entwicklung und Innovationskraft,“ so Volker Mayer-Lay, Bundestagsabgeordneter und Kreisvorsitzender der CDU Bodenseekreis.
Wasserstoff ist die Energie der Zukunft
Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle in der zukünftigen Energieversorgung und bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für eine klimaneutrale Industrie und Energieerzeugung. Er kann CO2-intensive Prozesse revolutionieren und neue Wertschöpfungsketten schaffen. Ein stabiles Wasserstoff-Kernnetz ist entscheidend für den Erfolg der gesetzten Nachhaltigkeitsziele.
Energieversorgungssicherheit als zentrales Thema
Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte wird auch von der Energieversorgungssicherheit abhängen. Im Bodenseekreis scheint diese in absehbarer Zeit nicht mehr gewährleistet. Volker Mayer-Lay verdeutlicht die Lage anhand des weltweit aktiver Technologiekonzern ZF, das hochentwickelte Produkte und Systeme für die Mobilität von Pkw, Nutzfahrzeugen und Industrietechnik liefert: „Wenn wir die aktuelle Gasmenge eines Werkes von ZF- Werks in Friedrichshafen durch Wasserstoff ersetzen würden, bräuchten wir 35 bis 40 Lastzüge pro Tag, um dies ohne Pipelineanbindung durchzuführen. Das ist nicht nur ineffizient, sondern auch ökologisch nicht tragbar. Und bei dieser Betrachtung sind andere große Unternehmen wie Rolls Royce Power Systems / MTU, die ebenfalls große Wasserstoffbedarfe noch nicht einmal mit dabei, geschweige denn Unternehmen aus dem weiteren südwestlichen Raum, die sich alle über die Anschlussstelle in Lindau über den Transportweg Bundesstraße 31 quer durch den Bodenseekreis bedienen könnten. Es zeigt, wie dringend eine Anbindung des Bodenseekreises und des südbadischen Raums an das Wasserstoff-Kernnetz ist, nicht nur weil uns sonst ein Verkehrsinfarkt droht.“
Ein Großteil des Wasserstoffs muss importiert werden
Ein Großteil des in Deutschland benötigten Wasserstoffs, rund 50 bis 70 Prozent, wird durch Importe aus dem Ausland abgedeckt werden müssen, da die Kapazitäten für die Herstellung von klimaneutralem und wettbewerbsfähigem Wasserstoff hierzulande aufgrund der Sonnen- und Windbedingungen begrenzt sind. Per Pipeline kann Wasserstoff aus dem Ausland nach Deutschland importiert werden. Die Einbettung in das europäische Wasserstoffnetz und der Aufbau von Infrastrukturen für Importe aus der EU und aus Drittstaaten sind daher essenziell. Deutschland könnte nach aktuellem Stand einen großen Teil seines Wasserstoffbedarfs per Pipeline aus dem Nordsee- und Ostseeraum sowie aus Südwesteuropa, Südosteuropa und Südeuropa beziehungsweise Nordafrika importieren. Diese wurden bisher in der Planung des Wasserstoff-Kernnetzes nicht ausreichend berücksichtigt. Eine grenzüberschreitende Infrastruktur, die auch die Schweiz mit einbezieht, ist notwendig.
Der Kreisvorstand der CDU BOdenseekreis ist deswegen besonders besorgt:
„Der Bodenseekreis ist nicht nur eine bedeutende Wirtschaftsregion, sondern auch eine strategisch wichtige Region nahe den Ländern, von denen Wasserstoff importiert werden könnte. Gerade hier könnte eine grenzüberschreitende Wasserstoffinfrastruktur wertvolle Synergien schaffen.“
Er zieht ein erschreckendes Resümee: „Ohne ausreichenden Wasserstoffzugang wird das Land seine Rolle als industrielles Herz Deutschlands nicht weiter ausfüllen können. Deutschland wird bis 2045 nicht klimaneutral sein, wenn Baden-Württemberg beim Wasserstoff außen vor bleibt.“ Deswegen fordert die Bodensee-CDU: „Sowohl die Bundesnetzagentur als auch Wirtschaftsminister Robert Habeck müssen sicherstellen, dass Baden-Württemberg insgesamt und besonders der Bodenseekreis bei der Wasserstoffversorgung nicht abgehängt werden.“